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18.01.2019: Schmerzen mittels Ultraschallunterstützung ganz gezielt ausschalten

Die bahnbrechende Erfindung der modernen Medizin wird 25 Ihr Entdecker: Ein Arzt aus dem AUVA-UKH Linz.

Professor Stephan Kapral, Leiter der Intensivmedizin im AUVA-Unfallkrankenhaus Linz, stellte Anfang der 1990er-Jahre die Narkose-Medizin auf neue Beine. Seine Erfindung: Die ultraschallgesteuerte Regionalanästhesie – das heißt, dass mit Hilfe von Ultraschall der Nerv identifiziert und anschließend mit Lokalanästhetikum betäubt wird. So ist das gezielte Ausschalten von Schmerzen wie auch von operativen Regionen möglich. Die Trefferquote liegt bei fast 100 Prozent und die verwendete Menge an Narkosemittel ist sehr gering. Diese Vorteile machen die Narkose-Technik zu einer gängigen Methode der modernen Anästhesie, die in praktisch allen Krankenhäusern weltweit medizinischer Alltag ist. Anfang 2019 feiert die Methode ihr 25-jähriges Bestehen und steht im Zentrum des großen AUVA-Ärztekongresses, der von 18. bis 19. Jänner im Design Center Linz stattfindet.

Der Vater der modernen Anästhesie

Anfang der 1990er-Jahre war die Lokalanästhesie längst in Krankenhäusern weltweit im Einsatz. Verbesserungsbedarf war aber dringend notwendig. Die Erfolgsquote der regionalen Nervenausschaltung lag bei etwa 70 Prozent. Große Mengen an Betäubungsmitteln wurden verabreicht, was zu unangenehmen Nebenwirkungen führen konnte. 

Neben der Lokalanästhesie war Anfang der 90er auch ein weiterer Meilenstein der Medizin in praktischer Anwendung: Der Ultraschall. Zum ersten Mal zur Diagnose an einem Menschen angewendet übrigens ebenfalls von einem Österreicher – Alfred Kratochwil – in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Dann kam das Jahr 1994 – und die Narkose-Medizin wurde revolutioniert. Der damalige Assistenzarzt am AKH Wien, Stephan Kapral, absolvierte einen Ultraschallkurs für Herzdiagnose als ihm blitzartig die Idee kam, die Bilder des Ultraschalls für das Auffinden der Nerven in der Narkose-Medizin zu verwenden. Denn mit Hilfe des Ultraschallgeräts kann die Injektionsnadel genau zu jenem Nerv geführt werden, der betäubt werden soll. So kann man nicht nur die Nerven unter der Haut finden, sondern sogar sehen, ob sie vom Narkosemittel erreicht werden. Dieses Prinzip ist an allen Nerven des menschlichen Körpers anwendbar und somit sowohl für die Schmerztherapie als auch für operative Eingriffe geeignet.  

Über 100 wissenschaftliche Publikationen später

Nach der Idee kamen viele Jahre der intensiven wissenschaftlichen Arbeit. Gemeinsam mit Prof. Peter Marhofer, der von Anfang an Kaprals wichtigster wissenschaftlicher Partner war, wurde die neue Erfindung in die Fachwelt getragen. Kapral ist als Urheber der Methode weltweit anerkannt und ist stolz auf die vielen Kolleginnen und Kollegen im In- und Ausland, die seine Erfindung weiterentwickelt und großgemacht haben, wie der Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie in Chicago, der bei Prof. Kapral dissertiert hat. „Die Möglichkeiten werden heute weiter ausgeschöpft, die Methode wird bei Kindern angewendet und die Bereiche, die betäubt werden, werden immer kleiner und spezifischer“, so der Mediziner.

Heute ist Ultraschall in der Regionalanästhesie international im Einsatz und aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken – dank der bahnbrechenden Idee von Stephan Kapral.  

Unschätzbare Vorteile für Patienten

Für die Patienten bringt diese Methode nur Vorteile, beginnend bei einem besonders geringen Narkoserisiko. Durch die lokale Betäubung ist der Patient während und nach der Operation schmerzfrei. „Stressreaktionen“ des Körpers, die häufig Auslöser chronischer Erkrankungen wie zum Beispiel von Phantomschmerzen sein können, bleiben aus. „Heute liegt die Trefferquote nahezu bei 100 Prozent. Wir können gezielt dosieren und den Erfolg kontrollieren. Das Risiko für Patienten ist somit deutlich zurückgegangen“, so Kapral. 

Hohe Anerkennung in der Fachwelt

Wie sehr die Arbeit Kaprals in Fachkreisen geschätzt wird, zeigen die hohen Auszeichnungen, die ihm verliehen wurden. Kapral ist der erste Österreicher, der den Carl-Koller-Award (2013) erhielt und er ist darüber hinaus der erste Mediziner, den man auch mit dem B.-Braun-Award (2007) ausgezeichnet hat. 

Hochkarätig besetztes Symposium

Dass diese Methode aus der Anästhesie nicht mehr wegzudenken ist, zeigt auch der große Ärztekongress der AUVA in Linz. Zentrales Kongressthema: Ultraschall in der Regionalanästhesie – eine neue Dimension in der Traumaversorgung. Kongresspräsident Kapral hat zu einem Wiedersehen der weltweit erfahrensten und namhaftesten Mediziner geladen, die die Entwicklung der Methode seit nunmehr 25 Jahren begleiten und prägen. Bewährt und traditionell setzt sich das Programm aus einer interdisziplinären Verzahnung von Pflege und Unfallchirurgie zusammen. Nationale und internationale Experten diskutieren und beantworten Fragen zu dieser nach wie vor innovativen und ungebrochen wichtigen Anästhesie-Technik, mit der das Behandlungsergebnis für die Patienten optimiert werden kann.

Vorankündigung:
Das 15. Interdisziplinäre Traumasymposium findet von 18. bis 19. Jänner im Design Center Linz statt.

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